Ein Tipp für den Abend

Wirklich kurzweilige Unterhaltung für heute Abend verspricht der Radiosender WDR2. Dort wird im Rahmen der Sendung „Montalk“ der Fotograf Jim Rakete zu Gast sein. Vielen dürfte er auch noch als Manager diverser Bands der neuen deutschen Welle (Nina Hagen, Nena, Spliff) sein. Wirklich klasse sind seine Bilder, voller Nähe und Emotion und in vielen Fällen Großformat. Auf Arte gab es vor ein paar Jahren eine ganz wunderbare Dokumentation über Jim.


Neben mehreren Ausstellungen die ich von Jim gesehen habe, hatte ich das Vergnügen ihn auf der Frankfurter Buchmesse bei einem Vortrag zu erleben. Das wird nachher ganz sicher toll beim Montalk aber alle die von 19.05-21.00 Uhr nicht die Zeit finden am Radio dabei zu sein, können sich den Beitrag auf der Seite von WDR2 auch später noch anhören.

Wetplate, die gaaaaanz alte Schule.

Im Netz habe ich immer mal wieder Bilder gefunden die mich verstören. Man könnte jetzt sagen, es sei nicht erstaunlich bei dem Zeug was da so im Netz umhergeht. Stimmt. Ich meine aber etwas ganz anderes. Da sind Fotos zu sehen, die schauen aus als seien die unglaublich alt allerdings sind dort modern gekleidete Menschen zu sehen. Ein junger Mann mit einem Skateboard auf einem Bild das den Eindruck erweckt aus dem amerikanischen Bürgerkrieg zu sein knallt einfach unglaublich. Wie geht das ?

Im wesentlichen handelt es sich um ein Verfahren das schon fast 200 Jahre alt ist. So verwundert es auch nicht das die Fotos aussehen als würden sie aus einer anderen Zeit stammen. Die Bilder werden in der Regel auf Glasplatten (oder auch auf Metall) angefertigt. Die Platten hat man vorher mit verschiedenen Chemikalien lichtempfindlich gemacht. Diese werden dann in Grossformatkameras eingesetzt und belichtet. Da es sich um das Kollodium Nassplattenverfahren handelt, sollten die belichteten Platten auch umgehend entwickelt werden.

Das alles hört sich unglaublich kompliziert an und das ist es sicherlich auch. Das Ergebnis hängt von ganz vielen Faktoren ab. So wird es dann auch schwierig einen konstanten Prozeß zu gestalten. Jedes Foto wird zu einem Unikat und bleibt es auch.

Ein wunderbarer Gegensatz zu den gestochen scharfen und perfekt belichteten aber leider oft auch leblosen Bildern aus den Digitalkameras. Nicht das ich jetzt wieder analog arbeiten möchte, nein ich liebe meine digitalen Nikons. Vor Ort das lichtemfindliche Material erst herzustellen und auch zu entwickeln ist aber eine andere Welt.

Nur schnelles arbeiten geht so gar nicht und das ist gut so. Das setzt dann wiederum ein anderes und vielleicht auch ein intensiveres Auseinandersetzen mit dem Motiv vorraus. Entschleunigtes fotografieren.

 Da bin ich jetzt schon einige Monate immer mal wieder in der Bucht unterwegs um mir etwas Grossformatiges zu ersteigern. Jetzt möchte auch langsam mal versuchen meine eigenen Bilder auf das Glas zu bringen. Erst gestern hat mir jemand eine wunderbare Reisekamera aus den 20er Jahren vor der Nase weggeboten. Glückwunsch. Bald, ja bald bin auch ich der Gewinner einer Auktion. 

Da ich ja noch keine eigenen Erfahrungen damit dieser Technik gemacht habe, kann ich da nur auf die Kollegen verweisen. Die ersten Bilder dieser Art sah ich bei Ian Ruther aus den USA. Es scheint unglaublich aber er hat einen Lieferwagen zu einer fahrenden Kamera umgebaut und belichtet damit wirklich riesige Platten. 

http://www.ianruhter.com/ 

http://ianruhter.tumblr.com/

Hier in Deutschland sind auch etliche Leute in diesem Bereich unterwegs. Einer von Ihnen ist Vernon Trent http://www.vernontrent.com/ oder auch der von mir sehr geschätzte Stilpirat Steffen Böttcher www.stilpirat.de. Diese Auswahl ist sicherlich nicht vollständig aber sie zeigt die Bilder mit denen ich mich auseinader gesetzt habe, die mich begeistert haben. So begeistert haben das ich mich selber daran wagen möchte. Es bleibt also spannend.